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Faire Arbeitszeiten

Rund 480 Millionen Menschen weltweit arbeiten 55 Stunden pro Woche oder mehr, wodurch sich das Risiko von Arbeitsunfällen, Schlaganfällen und Herzkrankheiten erhöht.

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Überblick

Was sind Arbeitszeiten?

Die Arbeitszeit ist der Zeitraum, in dem ein:e Arbeitnehmer:in einer bezahlten Arbeit nachgeht. Angemessene Arbeitszeiten sind ein Kernelement guter Arbeitsbedingungen und haben große Auswirkungen auf das Einkommen, das Wohlbefinden und die Lebensbedingungen der Beschäftigten.

Mehr Beschäftigte, die länger arbeiten, können zwar zu einer Steigerung der Unternehmensleistung beitragen, aber die Produktivität (d. h. der Output pro gegebener Input-Einheit) sinkt. Überlange Arbeitszeiten können Unternehmen auch Probleme bereiten, z. B. Unfälle und schlechte Arbeitsqualität aufgrund von Übermüdung. Lange Arbeitszeiten können zudem negative psychische, physische und soziale Auswirkungen mit sich bringen. Bei Beschäftigten können überlange Arbeitszeiten dazu führen, dass sie kein normales Privatleben mehr haben, sich akademisch oder beruflich nicht weiterbilden und diverse Dienstleistungen (z.B. medizinische Versorgung) während der normalen Öffnungszeiten nicht in Anspruch nehmen können.

Viele Unternehmen haben Richtlinien zu Höchstarbeitszeiten und Überstunden, aber auch zu Pausen während der Arbeit, Ruhezeiten außerhalb der Arbeitszeit und bezahlten Urlauben. In vielen Ländern gibt es jedoch keine angemessenen Gesetze und keinen ausreichenden Schutz für Beschäftigte hinsichtlich der Arbeitszeiten und Löhne. Einige Unternehmen nutzen dies aus, indem sie ihren Angestellten überlange Arbeitszeiten vorschreiben oder ihnen erlauben, übermäßige Überstunden zu machen, wenn ihr normaler Lohn nicht zum Leben ausreicht. In solchen Fällen sind die internationalen Arbeitsstandards ein wichtiger Maßstab für die Unternehmensrichtlinien zu Arbeitszeiten.

Auf der anderen Seite arbeitet etwa ein Fünftel der Erwerbstätigen weltweit in Teilzeit mit weniger als 35 Stunden pro Woche. In den am wenigsten entwickelten Ländern arbeiten verhältnismäßig mehr Menschen mit kurzen Arbeitszeiten. Das bedeutet, dass viele Beschäftigte weniger Stunden arbeiten, als sie eigentlich möchten oder als sie zum Überleben brauchen. Eine geringe Arbeitszeit wird häufig als Grund für den Ausschluss von bestimmten Sozialversicherungsleistungen angesehen, die auf Mindestarbeitszeiten beruhen.

Neue Formen der Arbeitszeit, wie z. B. verkürzte Wochenarbeitszeit, Gleitarbeitszeit, Jahresarbeitszeit, flexible Arbeitszeiten und Arbeit auf Abruf, bieten neue Chancen und Herausforderungen.

Was ist die Herausforderung?

Wie kann ein Unternehmen sicherstellen, dass es die einschlägigen internationalen Standards und nationalen Gesetze in Bezug auf die Arbeitszeiten einhält, wenn die Beschäftigten dazu genötigt werden, keine Wahl haben oder in einem Umfeld leben und tätig sind, in dem sie überlange Arbeitszeiten akzeptieren müssen? Aufgrund von Produktionsunterbrechungen oder übermäßigen Aufträgen können die Beschäftigten gezwungen sein, länger zu arbeiten, oder sie wollen sogar mehr Stunden arbeiten, um sich und ihre Familien ernähren zu können. Dies kann auch in einem Land der Fall sein, in dem lange Arbeitszeiten kulturell akzeptiert werden oder in dem die Regierung die Arbeitszeiten nicht beschränkt oder Arbeitszeitgesetze nicht wirksam durchsetzt.

Vereinbarkeit von Beruf und Familie durch familienfreundliche Arbeitszeitrichtlinien

Lange Arbeitszeiten haben nicht nur Auswirkungen auf die Beschäftigten, sondern auch auf deren Familien. Familienfreundliche Richtlinien – einschließlich bezahlter Elternzeit oder Kinderkrankentage, Unterstützung beim Stillen, erschwinglicher und qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung, flexibler Arbeitszeitregelungen und Zugang zu einem Mindestmaß an sozialem Schutz – stehen nicht nur im Zusammenhang mit einer höheren Produktivität und der Gewinnung, Motivation und Bindung von Beschäftigten, sondern führen auch zu gesünderen, besser ausgebildeten Kindern, Gleichstellung der Geschlechter und nachhaltigem Wachstum. Hunderte Millionen von Beschäftigten in globalen Lieferketten haben jedoch keine grundlegenden Ansprüche auf die Zeit, die Unterstützung und die Mittel, die zur Versorgung ihrer Familien notwendig wären.

Die Arbeitszeit ist ein wichtiger Faktor, der die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben entweder erleichtern (z. B. durch Arbeitszeitverkürzung und die Bereitstellung flexibler Arbeitszeitregelungen) oder behindern kann (z. B. durch übermäßig lange oder unvorhersehbare Arbeitszeiten). Unternehmen können die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben unterstützen, indem sie familienfreundliche Richtlinien verfolgen, die mit internationalen Arbeitsnormen zur Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben im Einklang stehen.

Verbreitung von Arbeitszeitverstößen

Eine Studie der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zeigt, dass im Jahr 2016 479 Millionen Menschen oder 9 % der Weltbevölkerung 55 Stunden pro Woche oder mehr arbeiteten.

Zu den wichtigsten Trends gehören:

  • Der Anteil der Bevölkerung mit langen Arbeitszeiten nimmt zu, was Auswirkungen auf die Gesundheit der Beschäftigten hat. Von 2000 bis 2016 ist der Anteil der Menschen, die mindestens 55 Stunden pro Woche arbeiten, um 9 % gestiegen. Lange Arbeitszeiten führten 2016 zu 745.000 Todesfällen durch Schlaganfall und ischämische Herzerkrankungen, was einem Anstieg von 29 % seit dem Jahr 2000 entspricht. Überlange Arbeitszeiten erhöhen zudem nachweislich das Verletzungsrisiko, unabhängig von der Anzahl der regelmäßigen Schlafstunden.
  • Ein Anstieg flexibler, befristeter oder freiberuflicher Arbeitsplätze und sogenannter „Gig-Arbeit“ aufgrund von zunehmender Telearbeit, neuer Informations- und Kommunikationstechnologien sowie deregulierter Arbeitsmärkte hat ebenfalls den Trend zu längeren Arbeitszeiten verstärkt. Dies führt dazu, dass die Grenzen zwischen Arbeits- und Ruhezeiten zunehmend aufweichen.
  • In vielen Teilen der Welt besteht ein enger Zusammenhang zwischen niedrigen Löhnen und überlangen Arbeitszeiten. Die ILO berichtet, dass der Anteil der Beschäftigten mit übermäßig langen Arbeitszeiten in Entwicklungsländern mehr als doppelt so hoch ist, wie in Industrieländern. In Entwicklungsländern sind die langen Arbeitszeiten vor allem auf niedrige Löhne zurückzuführen, was bedeutet, dass Beschäftigte oft lange arbeiten müssen, um „über die Runden zu kommen“. In Industrieländern hingegen wird von bestimmten Fach- und Führungskräften erwartet, dass sie so viele Stunden arbeiten, wie für die Erledigung ihrer Aufgaben erforderlich sind, und/oder dass sie Überstunden machen, um ihr Engagement für das Unternehmen zu zeigen und so ihre Karriere voranzutreiben.

Auswirkungen auf Unternehmen

Unternehmen können durch Arbeitszeitverletzungen in ihren Betrieben und Lieferketten auf vielfältige Weise beeinträchtigt werden:

  • Rechtliche Risiken können auftreten, wenn ein Unternehmen die gesetzlichen Grenzen für Überstunden nicht einhält oder den Beschäftigten die geleisteten Überstunden nicht ausbezahlt. Wenn Beschäftigte aufgrund von Überanstrengung einen Unfall haben oder erkranken, kann das Unternehmen auch von den betroffenen Personen oder einer Gewerkschaft verklagt werden.
  • Operative Risiken bestehen häufig, wenn Beschäftigte überlastet sind, weil sie dann eher Fehler begehen oder ihre Aufgaben nicht optimal erledigen können. Dies kann zu direkten Arbeitsunfällen, zu Unfällen auf dem Weg zur Arbeit (z. B. Einschlafen auf der Heimfahrt nach einer langen Schicht) und zu Problemen mit der Qualität der hergestellten Produkte führen.
  • Das Wohlbefinden der Beschäftigten kann negativ beeinflusst werden, wenn die Arbeitszeiten zu lang sind und keine angemessenen Pausen oder Urlaube in Anspruch genommen werden. Ermüdete und überarbeitete Beschäftigte haben ein höheres Risiko, körperlich zu erkranken, psychische Probleme wie Stress und Angstzustände zu entwickeln, Fehler aufgrund von Übermüdung zu machen oder Unfälle am Arbeitsplatz zu verursachen. Dies kann dazu führen, dass Beschäftigte das Unternehmen verlassen, ihre Produktivität nachlässt und/oder die Abwesenheits- und Krankheitsquote steigt.
  • Reputationsrisiken treten auf, wenn die Probleme der Beschäftigten öffentlich werden. Dadurch können weniger Talente für das Unternehmen gewonnen werden und kann zu Kritik von Anteilseigner:innen und Kund:innen führen. Ein aktuelles Beispiel sind die 100-Stunden-Woche, die von Praktikant:innen bei Banken in Großbritannien und den USA erwartet wurden, was zahlreiche Ausbeutungsklagen zur Folge hatte.
  • Finanzielle Risiken: Operative Risiken können zu finanziellen Risiken werden, wenn diese zu Unterbrechungen interner Prozesse oder zu Lieferengpässen führen, die wiederum die Produktion beinträchtigen können.

Auswirkungen auf die Menschenrechte

Arbeitszeitverletzungen können Auswirkungen auf eine Reihe von Menschenrechten haben.1 Dazu zählen unter anderem:

  • Recht auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen (Art. 7 Sozialpakt; Art. 23 AEMR): Beschäftigte haben ein Recht auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen, einschließlich angemessenem Lohn und gleichem Entgelt für gleichwertige Arbeit, gesunder und sicherer Arbeitsbedingungen, des Rechts auf Arbeitspausen, Freizeit, Urlaub und eine angemessene Begrenzung der Arbeitszeit als Teil der Arbeitsbedingungen.
  • Recht auf Gesundheit (Art. 12 Sozialpakt; Art. 25 AEMR; verschiedene ILO-Übereinkommen): Beschäftigte mit langen Arbeitszeiten, vor allem über lange Zeiträume hinweg, sind oft Langzeitrisiken in Bezug auf ihre Gesundheit und Sicherheit ausgesetzt.
  • Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens (Art. 10 Sozialpakt): Überlange Arbeitszeiten können sich negativ auf das Familienleben der Beschäftigten auswirken, sowohl in Bezug auf die Zeit außerhalb der Arbeit, um einen Partner kennenzulernen und eine Familie zu gründen, als auch in Bezug auf die Möglichkeit, ein Familienleben zu führen.
Sustainable Development Goals (SDGs)

Die folgenden SDGs beziehen sich auf die Arbeitszeit:

  • SDG 5 („Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen“), Zielvorgabe 5.4: Unbezahlte Pflege- und Hausarbeit durch die Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen und Infrastrukturen, Sozialschutzmaßnahmen und die Förderung geteilter Verantwortung innerhalb des Haushalts und der Familie entsprechend den nationalen Gegebenheiten anerkennen und wertschätzen. Eine Begrenzung der Arbeitszeit verschafft Frauen und Männern mehr Zeit, um einen gleichberechtigten Beitrag zur unbezahlten Pflege- und Hausarbeit zu leisten.
  • SDG 8 („Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern“), Zielvorgabe 8.8: Die Arbeitsrechte schützen und sichere Arbeitsumgebungen für alle Arbeitnehmer, einschließlich der Wanderarbeitnehmer, insbesondere der Wanderarbeitnehmerinnen, und der Menschen in prekären Beschäftigungsverhältnissen, fördern.

Hilfreiche Informationen

Die folgenden Quellen und Umsetzungshilfen bieten weitere Informationen dazu, wie sich Unternehmen verantwortungsvoll mit Arbeitszeiten in ihrem Geschäftsbereich und in ihren Liefer- und Wertschöpfungsketten auseinandersetzen können:

  • ILO, Working Time in the Twenty-First Century (engl.): Dieser Bericht gibt einen Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen in Bezug auf die Arbeitszeiten in der ganzen Welt.
  • ILO, Guide to Developing Balanced Working Time Arrangements (engl.): Dieser praxisbezogene Leitfaden enthält eine „How-to“-Anleitung zu Arbeitszeitregelungen in Arbeitsplänen.
  • Ethical Trading Initiative, Base Code Guidance: Working Hours (engl.): Dieser schrittweise Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Arbeitszeiten in ihren Lieferketten.
  1. Mit der Einführung der unternehmerischen Sorgfaltspflichten zur Achtung der Menschenrechte verlagern die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (engl.: UN Guiding Principles on Business and Human Rights – UNGPs) den Fokus von Auswirkungen auf Unternehmen hin zu Auswirkungen auf (potenziell) Betroffene. Weitere Informationen zu den UNGPs finden Sie im Abschnitt „Arbeitszeit im Sorgfaltsprozess adressieren“.

Definition und rechtliche Instrumente

Definition

Arbeitszeit ist die Zeit, die eine Person in einem bestimmten Zeitraum mit bezahlter Arbeit verbringt, einschließlich Überstunden. Die ILO-Normen zur Begrenzung der Arbeitszeit bilden den Rahmen für die Regelung der Arbeitszeiten, der täglichen und wöchentlichen Ruhezeiten und der jährlichen Urlaubstage. In den meisten Ländern gelten gesetzliche Obergrenzen für die Wochenarbeitszeit von 48 Stunden oder weniger und die tatsächlich geleisteten Wochenarbeitsstunden liegen in den meisten Ländern unter der in den ILO-Übereinkommen festgelegten 48-Stunden-Norm. Diese Obergrenzen dienen dazu, die Produktivität zu fördern und gleichzeitig die körperliche und geistige Gesundheit der Beschäftigten zu schützen. Normen für Teilzeitarbeit gewinnen zunehmend an Bedeutung, wenn es um die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Förderung der Gleichstellung von Männern und Frauen geht.

Rechtliche Instrumente

ILO- und UN-Übereinkommen

Zwei ILO-Übereinkommen beziehen sich auf die Arbeitszeit:

Zusätzliche ILO-Instrumente zum Thema Arbeitszeit

Weitere relevante ILO-Instrumente zum Thema faire Arbeitszeiten sind:


Diese Übereinkommen wurden nicht weitgehend ratifiziert, mit Ausnahme des ILO-Übereinkommens Nr. 1, das von den meisten Ländern ratifiziert worden ist. Eine Ratifizierung gewährleistet jedoch nicht, dass die Bereitstellung oder die Durchsetzung des Rechtsschutzes in allen Ländern gleich wirksam ist.

Neben den ILO-Instrumenten enthält auch der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (IPwskR, Sozialpakt) einschlägige Bestimmungen über Arbeitszeiten. Artikel 7 des Sozialpakt bekräftigt das Recht einer jeden Person auf gerechte und günstige Arbeitsbedingungen, einschließlich „Arbeitspausen, Freizeit, eine angemessene Begrenzung der Arbeitszeit, regelmäßiger bezahlter Urlaub sowie Vergütung gesetzlicher Feiertage“.

Andere rechtliche Instrumente

Die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (engl. UN Guiding Principles on Business and Human RightsUNGPs oder UN-Leitprinzipien) setzen den globalen Standard hinsichtlich der Verantwortung von Unternehmen für die Achtung der Menschenrechte in ihrer Geschäftstätigkeit und ihren Geschäftsbeziehungen. Von Staaten fordern die UN-Leitprinzipien, einen „smart mix“ aus nationalen und internationalen, verpflichtenden und freiwilligen Maßnahmen zu erwägen, um die Achtung der Menschenrechte durch Unternehmen zu fördern. Die UN-Leitprinzipien sind rechtlich nicht verbindlich, bilden aber die Grundlage vieler Gesetze zur menschenrechtlichen Sorgfalt.

Nationale und regionale Rechtsvorschriften

Unternehmen sind zunehmend zur Einrichtung von Sorgfaltsprozessen und der Angabe nichtfinanzieller Informationen verpflichtet. In einigen Ländern schreiben Gesetze eine menschenrechtsbezogene Berichterstattung, Sorgfaltsprozesse und andere rechtliche Pflichten vor, darunter der United Kingdom Modern Slavery Act 2015, der Australian Modern Slavery Act 2018, der California Transparency in Supply Chains Act, das Gesetz über unternehmerische Sorgfaltspflichten in Frankreich, das Norwegische Transparenzgesetz (2022) und das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz.

2021 wurde im niederländischen Parlament außerdem ein Gesetzesentwurf über verantwortungsvolle und nachhaltige internationale Unternehmensführung eingebracht. Darüber hinaus hat die Europäische Kommission 2021 eine Richtlinie zu Nachhaltigkeitspflichten von Unternehmen (engl.: Corporate Sustainability Due Diligence Directive  – CSDDD) angekündigt, die voraussichtlich zwischen 2025 und 2027 in Kraft treten wird und menschenrechtliche und umweltbezogene Sorgfaltsprozesse für große Unternehmen vorschreibt.

Einige dieser Gesetze verlangen von Unternehmen, dass sie Sorgfaltsprozesse zur Ermittlung potenzieller und tatsächlicher nachteiliger Auswirkungen auf die Menschenrechte, einschließlich Arbeitszeiten, einrichten, die negativen Auswirkungen adressieren und öffentlich über ihre Bemühungen berichten. Die Nichteinhaltung dieser Verpflichtungen könnte für Unternehmen ein rechtliches Risiko bedeuten.

Themenspezifische Risikofaktoren

Mehrere Faktoren können zu langen oder übermäßigen Arbeitszeiten in Geschäftsabläufen und Lieferketten führen, darunter:

  • Ein unzureichender rechtlicher Rahmen mit schwachem Schutz vor übermäßigen Arbeitszeiten. In einigen Ländern sehen die Arbeitsgesetze keine Begrenzung der Arbeitszeit vor, auch wenn „normale“ Arbeitszeiten gefordert werden. Daher sind die Beschäftigten nicht davor geschützt, mehr als die von der ILO vorgeschriebenen 48 Stunden pro Woche zu arbeiten. Auch wenn ein Land eine Standard-Arbeitswoche vorschreibt, können Überstunden unbegrenzt sein, sodass Beschäftigte Gefahr laufen, ohne rechtlichen Schutz übermäßig lange zu arbeiten.
  • Schlechte Umsetzung der Arbeitsgesetze, einschließlich der Einhaltung von Arbeitszeiten, aufgrund unzureichender Ausbildung, mangelnder Kapazitäten der Arbeitsaufsichtsbehörden oder eines hohen Maßes an Korruption.
  • Die kulturelle Akzeptanz langer Arbeitszeiten in bestimmten Branchen (z. B. im Investmentbanking) oder Ländern (z. B. Japan) kann dazu führen, dass Beschäftigte übermäßig lange arbeiten, um ihre Karriere voranzutreiben, was oft auf Kosten der Work-Life-Balance oder ihrer Gesundheit und ihres Wohlbefindens geht. In den letzten zwei Jahren haben sich die Bemühungen um eine Veränderung der kulturellen Akzeptanz in Japan verstärkt. Viele Unternehmen führen eine Vier-Tage-Woche ein, um die Work-Life-Balance zu verbessern und die Gesamtarbeitszeit zu reduzieren.
  • Ein niedrige Tarifbindung in bestimmten Sektoren und Branchen kann das Risiko langer oder übermäßiger Arbeitszeiten erhöhen. Tarifverträge regeln die Arbeitsbedingungen, einschließlich der Garantien für Löhne und Arbeitszeiten. Fehlen solche Verträge und Vereinbarungen, besteht die Gefahr, dass Beschäftigte übermäßig lange arbeiten müssen oder dass sie für die geleisteten Überstunden keinen Überstundenzuschlag erhalten.
  • „Null-Stunden“-Verträge, bei denen Beschäftigte einen Arbeitsvertrag ohne eine regelmäßige Arbeitszeitgarantie unterzeichnen, sind in vielen Ländern legal. Dies kann dazu führen, dass Beschäftigte in der kurzen Zeit, in der Arbeit verfügbar ist, übermäßig viele Stunden arbeiten müssen oder wochenlang keine regelmäßige Arbeit und somit ein geringes oder kein Einkommen haben.
  • Niedrige Löhne können zu längeren Arbeitszeiten führen, da Beschäftigte mehr Stunden arbeiten müssen, um einen angemessenen Lohn für sich und ihre Familien zu verdienen. Höhere oder existenzsichernde Löhne können dafür sorgen, dass der Bedarf an Überstunden nachlässt. Besonders Arbeitsmigrant:innen in Niedriglohnberufen sind dem Risiko überlanger Arbeitszeiten ausgesetzt.
  • Eine großer informeller Sektor bedeutet oft auch überlange Arbeitszeiten, da informell Beschäftigte in der Regel keine Verträge oder arbeitsrechtlichen Schutz haben und sich nicht beschweren können, wenn es Probleme gibt. Andererseits ist in der informellen Wirtschaft auch Unterbeschäftigung üblich, die häufig darauf zurückzuführen ist, dass Frauen informell zum Familieneinkommen beitragen.
  • Saisonale oder unregelmäßige Arbeit kann zu übermäßigen oder langen Arbeitszeiten führen, da Betriebe innerhalb kurzer Fristen möglichst viel produzieren müssen. Beispiele hierfür sind die Erntezeit für Landarbeiter:innen oder die Urlaubszeiten für Beschäftigte im Gastgewerbe.
  • Kostendruck in international tätigen Unternehmen, der an die Zulieferbetriebe weitergegeben wird, knappe Vorlaufzeiten und verspätete Abnahme (oder ständige Änderungen) von Produktspezifikationen können exzessive Überstunden in Zulieferbetrieben zur Folge haben.
  • Ineffiziente Abläufe und schlechtes Personalmanagement in Zulieferbetrieben können die durch Einkaufspraktiken entstandenen Probleme weiter verschärfen und zu geringerer Produktivität und letztlich zu übermäßigen Überstunden führen.
  • Der Anstieg der Lebenshaltungskosten in Verbindung mit der steigenden Inflation hat sich auf die Work-Life-Balance vieler Beschäftigten ausgewirkt, da ungenügende Lohnerhöhungen dazu führen, dass sich die Beschäftigten die Grundbedürfnisse nicht mehr leisten können. Beschäftigte in der Gig-Economy nehmen mehrere Jobs an oder gründen kleine Unternehmen, um über die Runden zu kommen – diese Faktoren tragen zu einer schlechten Work-Life-Balance bei.

Branchenspezifische Risikofaktoren

Multinationale Unternehmen sind häufig mit überlangen Arbeitszeiten in ihren Lieferketten konfrontiert, in denen sie möglicherweise keine direkte Kontrolle über die Produktion und die Zeitabläufe haben. Dies kann in den eigenen Betriebsabläufen von Zulieferbetrieben der Fall sein oder wenn Zulieferbetriebe einen Teil ihrer Arbeit an Heimarbeiter:innen oder kleinere Subunternehmen vergeben. Überlange Arbeitszeiten können jedoch auch innerhalb von Unternehmen auftreten – beispielsweise aufgrund örtlich geltender Normen, einer Kultur langer Arbeitszeiten (z. B. in der Sicherheits- oder Dienstleistungsbranche) oder aufgrund der Abgeschiedenheit der Unternehmenstätigkeit (z. B. in der Öl- und Gasindustrie). In der Seeverkehrsbranche haben die COVID-19-bedingten Reisebeschränkungen auch zu einer Verlängerung der Arbeitszeiten geführt und dazu beigetragen, dass die Beschäftigten in dieser Branche oft über das Ende ihrer Vertragslaufzeiten hinaus arbeiten müssen.

Die Durchsetzung angemessener Arbeitszeiten ist in vielen Branchen eine Herausforderung. Zu besonders risikoreichen Sektoren gehören Landwirtschaft und Fischerei, Mode und Bekleidung, Elektronikfertigung, Finanzdienstleistungen sowie Bau und Infrastruktur. Vor allem die ersten drei Sektoren stellen global beschaffende Unternehmen vor große Herausforderungen. Um mögliche Risikofaktoren für andere Branchen zu ermitteln, können Unternehmen den CSR Risiko-Check nutzen.

Landwirtschaft und Fischerei

Die Landwirtschaft und die Fischerei sind aufgrund der Art der Arbeit zwangsläufig anfällig für lange oder übermäßige Arbeitszeiten. Zu den branchenspezifischen Risikofaktoren zählen:

  • Saisonalität: Saisonale Erntezeiten, die Trächtigkeit von Tieren und Wanderbewegungen von Fischen haben zur Folge, dass sich die Arbeit in der Landwirtschaft und der Fischerei oft auf bestimmte Zeiträume konzentriert, was zu langen Arbeitszeiten während dieser Perioden führt.
  • Stücklöhne: Viele Beschäftigte werden nach dem Gewicht oder der Menge der produzierten Waren bezahlt, was ein weiterer Anreiz ist, länger zu arbeiten, um das Einkommen zu erhöhen.
  • Informalität: Ein hoher Anteil an informellen Beschäftigten und Familien- und Gemeindearbeiter:innen (die nicht sozial abgesichert sind und ohne Verträge arbeiten) erhöht das Risiko überlanger Arbeitszeiten. Diese Risiken sind häufig auch geschlechtsspezifisch, da von Frauen und Mädchen erwartet wird, dass sie sich zuerst um den Familienbetrieb kümmern, bevor sie andere Aufgaben übernehmen, während sich Männer und Jungen eher anderen Aktivitäten wie Bildung und dem Sozialleben widmen können.
  • Zeitliche Unterbeschäftigung: Dies kann oft dazu führen, dass Menschen zahlreiche Teilzeitjobs haben – diese Jobs summieren sich und die Beschäftigten müssen lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen, um über die Runden zu kommen.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • OECD-FAO, Leitfaden für verantwortungsvolle landwirtschaftliche Lieferketten: Dieser Leitfaden bietet einen allgemeinen Rahmen, der Unternehmen und Investor:innen helfen soll, eine nachhaltige Entwicklung zu unterstützen und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Der Leitfaden ist für Unternehmen in der gesamten landwirtschaftlichen Lieferkette relevant.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • FAO, Regulating Labour and Safety Standards in the Agriculture, Forestry and Fisheries Sectors: Diese Informationen geben Auskunft über internationale Arbeitsnormen, die im landwirtschaftlichen Bereich gelten, einschließlich derjenigen über Arbeitszeit.
  • SOMO, Labour Conditions at Peruvian Fruit and Vegetable Producers: Dieser Bericht schildert die Arbeitsbedingungen in der Landwirtschaft in Peru, in der erzwungene Überstunden zu den häufigsten Verstößen zählen.
  • Fairtrade International, Guide for Smallholder Farmer Organisations – Implementing Human Rights and Environmental Due Diligence (HREDD)Dieser Leitfaden dient als Hilfestellung bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltsprozesse in kleinbäuerlichen Organisationen.


Mode und Bekleidung

Die Lieferketten der Mode- und Bekleidungsindustrie stehen oft mit überlangen Arbeitszeiten in Verbindung. Beschäftigte arbeiten oft zwischen 10 und 12 Stunden – und manchmal 16 bis 18 Stunden – pro Tag. Zu den branchenspezifischen Risikofaktoren zählen:

  • Nachfrageschwankungen: Schwankungen in der Nachfrage aufgrund der Produktionszyklen von Kleidungsartikeln (Winter, Frühling, Herbst und Sommer), vor allem zu Beginn jeder Saison, treiben das Risiko überlanger Arbeitszeiten in die Höhe. Unternehmen, die bei Mode- und Bekleidungslieferanten einkaufen, schreiben oft vor, dass die Artikel innerhalb eines kurzen Zeitrahmens hergestellt werden. Die Zulieferbetriebe wiederum sind durch vertragliche Vereinbarungen verpflichtet, ihre Zusagen diesbezüglich einzuhalten, aber vertragliche Schlupflöcher werden von Unternehmen oft missbraucht, um Aufträge zu stornieren und sich ihrer Sorgfaltspflicht zu entziehen. Saisonarbeit erfordert, dass die Beschäftigten in einer begrenzten Zeitspanne intensiv und lange arbeiten, um die Nachfrage zu befriedigen.
  • Erzwungene Überstunden: Überstunden werden manchmal aufgezwungen und deren Entlohnung liegt oft unter den gesetzlichen Anforderungen. Die Berechnung von Überstundenzuschlägen wird häufig durch einen unzureichenden sozialen Dialog, eine schlechte allgemeine Kommunikation zwischen Beschäftigten und Management und die Unkenntnis der Beschäftigten über ihre gesetzlichen Ansprüche auf Überstundenzuschläge beeinträchtigt.
  • Outsourcing: In der Branche werden viele Arbeitsschritte ausgelagert und in Heimarbeit erledigt, sodass es schwer nachvollziehbar ist, wo und von wem ein Artikel hergestellt wurde. Informell Beschäftigte und Heimarbeiter:innen haben meist keinen Arbeitsschutz und sind überlangen Arbeitszeiten ausgesetzt.
  • Stücklöhne: Der Stücklohn ist in der Bekleidungsindustrie weit verbreitet und bei Fabrikarbeiter:innen und Heimarbeiter:innen meist geläufig. Zwar gibt es wenige Studien zu den Auswirkungen des Stücklohns auf Arbeitszeiten und Überstunden, doch Niedriglohnbeschäftigte haben oft großen Druck, ihr Einkommensziel zu erreichen, was unweigerlich zu überlangen Arbeitsstunden führt.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • OECD, Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten in der Bekleidungs- und Schuhwarenindustrie: Dieser Leitfaden soll Mode- und Bekleidungsunternehmen dabei helfen, die in den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen enthaltenen Empfehlungen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht umzusetzen, damit die möglichen negativen Auswirkungen ihrer Tätigkeiten und Lieferketten auf verschiedene Menschenrechte, einschließlich fairer Arbeitszeiten, reduziert und vermieden werden. 

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • ILO, Wages and Working Hours in the Textiles, Clothing, Leather and Footwear Industries: Dieser Bericht hebt die Hindernisse für angemessene Arbeitszeiten hervor und enthält Tipps für Unternehmen.
  • Human Rights Watch, Paying for a Bus Ticket and Expecting to Fly: How Apparel Brand Purchasing Practices Drive Labor Abuses: Dieser Bericht beschreibt die Beschaffungs- und Einkaufspraktiken von Markenunternehmen und führt auf, dass diese eine Ursache für Arbeitsmissbrauch in Bekleidungsfabriken sein können, einschließlich übermäßiger Überstunden.
  • Sedex, Apparel Manufacturing: Sedex Insights Report: Dieser Bericht befasst sich mit den sozialen, ethischen und ökologischen Risiken in der Bekleidungsindustrie, einschließlich der Risiken im Zusammenhang mit langen Arbeitszeiten/Überstunden.


Elektronikfertigung

Auch in der Elektronikfertigungsindustrie treten häufig Arbeitszeitverletzungen auf, insbesondere in den Lieferketten. Untersuchungen von Electronics Watch haben ergeben, dass in Elektronikfabriken in China Wochenarbeitszeiten von 60 bis 80 Stunden, einschließlich 20 bis 40 Überstunden, üblich sind.

Zu den branchenspezifischen Risikofaktoren zählen:

  • Strenge Fristen: Das Problem der überlangen Arbeitszeiten in der Elektronikfertigung wird häufig durch strenge Zeit- und Liefervorgaben verursacht, die den Produktionsstätten auferlegt werden, um die Nachfrage der Verbraucher:innen zu erfüllen.
  • Kompetitiver Arbeitsmarkt: Der Wettbewerb um Arbeitsplätze in der Branche kann stark sein, insbesondere bei bekannten Marken. Dies kann dazu führen, dass Beschäftigte bereit sind, übermäßig lange und ohne ausreichende Ruhezeiten, zu arbeiten.
  • Studentische Beschäftigte: In China werden studentische Beschäftigte in Fabriken der Elektronikindustrie als „Praktikanten“ eingesetzt, wo sie gezwungen werden können, übermäßig lange zu arbeiten, und oft nicht dafür bezahlt werden oder nur einen extrem niedrigen Lohn erhalten.
  • Erzwungene Überstunden: Ähnlich wie in der Mode- und Bekleidungsindustrie werden Überstunden manchmal auch erzwungen und die Bezahlung liegt oft unter den gesetzlichen Anforderungen und Branchenstandards.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Englisch:

  • ILO, Ups and Downs in the Electronics Industry: Fluctuating Production and the Use of Temporary and Other Forms of Employment: Dieser Bericht über die globale Elektronikindustrie informiert unter anderem über die Auswirkungen von befristeter Beschäftigung auf die Arbeitszeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.
  • Electronics Watch, Regional Risk Assessment Electronics Industry, China: Dieser Forschungsbericht über die Elektronikindustrie in China hebt Verstöße gegen die Arbeitszeit als eine von vielen Menschenrechtsverletzungen in dieser Industrie hervor.
  • GoodElectronics Network, Labour Conditions at Foreign Electronics Manufacturing Companies in Brazil: Case Studies of Samsung, LGE and Foxconn: Dieser Bericht über die Arbeitsbedingungen in der Elektronikindustrie in Brasilien führt „Zwangsüberstunden“ als einen der häufigsten Verstöße an.
  • Verité, Forced Labor in the Production of Electronic Goods in Malaysia: A Comprehensive Study of Scope and Characteristics: Dieser Bericht über Zwangsarbeit in der Elektronikindustrie in Malaysia hebt „Zwangsüberstunden“ als einen der häufigsten Verstöße hervor.


Arbeitszeiten im Sorgfaltsprozess adressieren

Dieser Abschnitt beschreibt Schritte entlang des Sorgfaltsprozesses, die Unternehmen ergreifen können, um überlange Arbeitszeiten in ihrem Geschäftsbereich und ihren Lieferketten zu bekämpfen. Die beschriebenen Schritte orientieren sich an den UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs). Weitere Informationen zu den UNGPs sind der Infobox „Wichtige Rahmenwerke zu menschenrechtlicher Sorgfalt“ oder der Einführung zu entnehmen.

Die nachstehenden Schritte geben Orientierung, wie speziell das Thema Arbeitszeiten im Sorgfaltsprozess adressiert werden kann. Im Allgemeinen ist es für Unternehmen ressourcenschonender, ihre Sorgfaltsprozesse im Bereich Menschenrechte zu vereinheitlichen, indem sie gleichzeitig auch andere relevante Menschenrechtsthemen (z. B. Kinderarbeit, Zwangsarbeit, Diskriminierung, Vereinigungsfreiheit) ermitteln und adressieren.

Wichtige Rahmenwerke zu menschenrechtlicher Sorgfalt

In mehreren menschenrechtlichen Rahmenwerken sind Sorgfaltsprozesse beschrieben, die Unternehmen zur Achtung der Menschenrechte, einschließlich der Bekämpfung von überlangen Arbeitszeiten, umsetzen sollten. Am wichtigsten sind hierbei die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs). Die 2011 eingeführten UNGPs bieten einen Leitfaden zur Umsetzung des Rahmenkonzepts „Schutz, Achtung und Abhilfe“ der Vereinten Nationen, in dem die jeweiligen Verantwortlichkeiten von Staaten und Unternehmen festgelegt sind.

Die UNGPs legen fest, wie Unternehmen menschenrechtliche Sorgfaltsprozesse umsetzen sollten. Dazu gehören:

  • Eine öffentlich zugängliche Grundsatzerklärung, die die Selbstverpflichtung des Unternehmens zur Achtung der Menschenrechte zum Ausdruck bringt
  • Ermittlung und Bewertung aller tatsächlichen oder potenziellen negativen Einwirkungen auf die Menschenrechte, an denen das Unternehmen selbst oder durch seine Geschäftsbeziehungen beteiligt sein könnte
  • Integration der Erkenntnisse aus der Risikoanalyse in die relevanten internen Geschäftsbereiche und Prozesse, sowie Ergreifung wirksamer Maßnahmen, um nachteilige menschenrechtliche Auswirkungen zu verhüten oder zu mindern
  • Wirksamkeitskontrolle der ergriffenen Maßnahmen
  • Kommunikation und Berichterstattung darüber, wie das Unternehmen mit seinen tatsächlichen oder potenziellen negativen Auswirkungen umgeht
  • Beschwerdemechanismen und Abhilfe/Wiedergutmachung von negativen Auswirkungen, die das Unternehmen verursacht oder zu denen es beigetragen hat

Die nachfolgenden Schritte folgen dem Rahmenwerk der UNGPs und stellen einen schrittweisen Prozess dar, dem Unternehmen folgen können, wenn sie menschenrechtliche Sorgfaltsprozesse einrichten.

Darüber hinaus definieren die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen die Elemente eines verantwortungsvollen unternehmerischen Handelns, einschließlich der Menschen- und Arbeitsrechte.

Ein weiteres wichtiges Referenzdokument ist die Dreigliedrige Grundsatzerklärung der ILO über multinationale Unternehmen und Sozialpolitik (MNU-Erklärung), die die detailliertesten Leitlinien zur Sorgfalt in Bezug auf Rechte von Beschäftigten beinhaltet.


Unternehmen können sich beim ILO Helpdesk für Unternehmen (engl.) über diese und andere Themen im Zusammenhang mit internationalen Arbeitsnormen beraten lassen. Der ILO Helpdesk unterstützt Führungskräfte und Beschäftigte, die die Richtlinien und Verfahren ihres Unternehmens an den Prinzipien der internationalen Arbeitsnormen ausrichten.

Darüber hinaus bietet der KMU Kompass Unterstützung entlang des gesamten menschenrechtlichen Sorgfaltsprozesses, indem er Unternehmen durch die fünf zentralen Phasen menschenrechtlicher Sorgfalt führt. Der KMU Kompass wurde speziell für die Bedürfnisse kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) entwickelt, ist jedoch frei verfügbar und kann auch von anderen Unternehmen genutzt werden. Das Tool, das auf Englisch und Deutsch verfügbar ist, ist ein Gemeinschaftsprojekt des Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Bundesregierung und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.

1. Entwicklung einer Grundsatzerklärung zu Arbeitszeiten

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs sollte eine menschenrechtliche Grundsatzerklärung so gestaltet sein, dass sie:

  • „auf höchster Führungsebene des Wirtschaftsunternehmens angenommen wird“
  • „sich auf einschlägiges internes und/oder externes Fachwissen stützt“
  • „menschenrechtsbezogene Erwartungen des Unternehmens an die Mitarbeiter, Geschäftspartner und sonstigen Parteien festlegt, die mit seiner Geschäftstätigkeit, seinen Produkten oder seinen Dienstleistungen unmittelbar verbunden sind“
  • „öffentlich verfügbar ist sowie intern und extern allen Mitarbeitern, Geschäftspartnern und sonstigen relevanten Parteien mitgeteilt wird“
  • „sich in den operativen Politiken und Verfahren widerspiegelt, die notwendig sind, um sie innerhalb des gesamten Wirtschaftsunternehmens zu verankern“


Unternehmen sollten über eine Richtlinie verfügen, in der die Höchstarbeitszeit für Beschäftigte, einschließlich Überstundengrenzen und -vergütung, festgelegt ist. Für Beschäftigte mit eigenen Arbeitsverträgen sind die Arbeitszeiten wahrscheinlich vertraglich festgeschrieben. Doch viele Beschäftigte auf der ganzen Welt – insbesondere in globalen Lieferketten – arbeiten ohne Arbeitsvertrag, sodass es für Unternehmen wichtig ist, klare Arbeitszeitrichtlinien zu haben, die die Erwartungen des Unternehmens festlegen.

Unternehmen sollten darauf achten, dass ihre Maßnahmen und Richtlinien an den Gesetzen der Länder, in denen sie tätig sind, sowie an den geltenden Tarifverträgen ausgerichtet sind. Wenn das örtlich gültige Recht den Beschäftigten nur einen begrenzten Schutz bietet, sollten die Unternehmensrichtlinien Anforderungen enthalten, die an den ILO-Normen ausgerichtet sind – zum Beispiel sollten sie mehr Ruhetage oder eine bessere Überstundenvergütung anbieten. In einigen Branchen und für bestimmte Tätigkeiten sind Ausnahmeregelungen erforderlich – z. B. für Schicht- oder Nachtarbeit. Es sollte daher sichergestellt werden, dass die Rechte dieser Beschäftigten ebenfalls geschützt werden.

Einige Unternehmen haben ihr Verpflichtungen für angemessene Arbeitszeiten in ihre Menschenrechtsrichtlinien integriert – zum Beispiel Heineken. Wenn Unternehmen nicht über Menschenrechtsrichtlinien verfügen, werden die Arbeitszeiten oft in anderen Dokumenten geregelt, z. B. in einem Verhaltens- oder Ethikkodex für Unternehmen und/oder in einem Verhaltenskodex für Zulieferbetriebe (siehe z. B. Inditex). Das Unternehmen Marks and Spencer legt die Arbeitszeiten für seine Lebensmittelzulieferer beispielsweise in einem Nachhaltigkeitsleitfaden für Zulieferbetriebe fest.

Unternehmen können auch in Erwägung ziehen, ihre Richtlinien an einschlägigen branchenweiten oder branchenübergreifenden Verpflichtungen auszurichten, wie zum Beispiel:

Unternehmen können sich an den ILO-Helpdesk for Business wenden, der Antworten auf die häufigsten Fragen gibt, die bei der Ausarbeitung ihrer Arbeitszeitrichtlinien oder bei der Einbindung angemessener Arbeitszeitverpflichtungen in andere Richtliniendokumente auftreten können.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • United Nations Global Compact-OHCHR, Ein Leitfaden für Unternehmen: Menschenrechtstrategien entwickeln: Dieser Leitfaden liefert Empfehlungen für die Entwicklung einer Grundsatzerklärung und enthält Auszüge aus den Richtlinien von Unternehmen, die sich auf Arbeitszeiten beziehen.
  • KMU Kompass, Sorgfalts-KompassDieses Online-Tool bietet Umsetzungshilfen für die Entwicklung einer Menschenrechtsstrategie und die Formulierung einer Grundsatzerklärung.
  • KMU Kompass, Grundsatzerklärung: Die Praxishilfe zur Grundsatzerklärung unterstützt Unternehmen Schritt für Schritt bei der Entwicklung einer Grundsatzerklärung und zeigt anhand von Anwendungsbeispielen wie die Anforderungen erfüllt werden können.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • Ethical Trading Initiative, Base Code Guidance: Working Hours: Dieser schrittweise Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Arbeitszeiten in ihren Lieferketten, einschließlich Kapitel 2.1 zur Überarbeitung von Richtlinien.
  • UN Global Compact Labour Principles, Advancing decent work in business Learning Plan: Dieser Lernplan, der vom UN Global Compact und der Internationalen Arbeitsorganisation entwickelt wurde, hilft Unternehmen, die einzelnen Arbeitsprinzipien und die damit verbundenen Konzepte und bewährten Vorgehensweisen zu verstehen, und zeigt praktische Schritte auf, die Unternehmen dabei helfen, Maßnahmen zu ergreifen.


2. Ermittlung potenzieller und tatsächlicher Auswirkungen auf Arbeitszeiten

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs sollte eine Ermittlung der menschenrechtlichen Auswirkungen:

  • „je nach Größe des Wirtschaftsunternehmens, des Risikos schwerer menschenrechtlicher Auswirkungen und der Art und des Kontexts seiner Geschäftstätigkeit von unterschiedlicher Komplexität sein“
  • „sich auf die nachteiligen menschenrechtlichen Auswirkungen erstrecken, die das Wirtschaftsunternehmen durch seine eigene Tätigkeit unter Umständen verursacht oder zu denen es beiträgt oder die infolge seiner Geschäftsbeziehungen mit seiner Geschäftstätigkeit, seinen Produkten oder Dienstleistungen unmittelbar verbunden sind“
  • „sinnvolle Konsultationen mit potenziell betroffenen Gruppen und Anderen in Betracht kommenden Stakeholdern umfassen“, zusätzlich zu anderen Informationsquellen wie Audits
  • fortlaufend sein

Bei der Ermittlung menschenrechtlicher Auswirkungen sollten sowohl tatsächliche als auch potenzielle Auswirkungen untersucht werden, d. h. Auswirkungen, die bereits eingetreten sind oder eintreten könnten. Dies steht im Gegensatz zu einer Risikoabschätzung, bei der nur die potenziellen Auswirkungen untersucht werden und die möglicherweise nicht alle der oben genannten Kriterien erfüllt.


Eine Grundvoraussetzung für Maßnahmen zur Behebung von Arbeitszeitverstößen ist es, die Ursachen für übermäßige Arbeitszeiten oder Überstunden zu verstehen. An Auswirkungsermittlungen (auch Risikoanalysen oder Impact-Assessments genannt) sollten verschiedene Stakeholder beteiligt werden, einschließlich Beschäftigte, Führungskräfte und Industrievertreter:innen.

Risikoanalysen müssen unter Umständen sensibel behandelt werden, da sich einige Beschäftigte aufgrund persönlicher Umstände (z. B. als Alleinversorger:in einer Familie) für überlange Arbeitszeiten oder zusätzliche Überstunden entscheiden könnten. Es kann aber auch vorkommen, dass Beschäftigte gegen ihren Willen übermäßig lange arbeiten müssen, insbesondere unter Schuldknechtschafts- oder Zwangsarbeitsbedingungen. Bei den Unterhaltungen mit Beschäftigten müssen diese Risiken berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass Beschäftigte nicht in Gefahr geraten oder es ihnen nicht unangenehm ist, über ihre Erfahrungen zu sprechen.

Das Thema Arbeitszeiten kann in einer spezifischen Risikoanalyse behandelt oder mit einer umfassenderen Risikoanalyse zu Menschen- und Arbeitsrechten kombiniert werden (siehe z. B. Nestlé, Unilever und Lidl). Einige Unternehmen entscheiden sich auch dafür, eine Risikoanalyse auf Basis der Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Arbeitszeitverstößen in den Ländern ihrer Geschäftstätigkeit und Lieferketten durchzuführen. Dies kann das Verständnis davon verbessern, inwieweit ein Unternehmen diesen Risiken ausgesetzt ist, erfüllt aber möglicherweise nicht in vollem Umfang die Anforderungen der UNGPs, wie z. B. die Anforderung, sich mit potenziell betroffenen Interessensgruppen auszutauschen.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • CSR Risiko-Check: Tool, mit dem Unternehmen prüfen können, welchen internationalen CSR-Risiken (einschließlich in Verbindung mit Arbeitszeiten) sie ausgesetzt sind und was zu deren Bewältigung getan werden kann. Das Tool bietet maßgeschneiderte Informationen über die länderspezifische Menschenrechtslage sowie zu verschiedenen Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen. Der CSR Risiko-Check ermöglicht Nutzer:innen eine Filterung nach Produkten, Dienstleistungen und Herkunftsländern. Das Tool wurde von MVO Nederland entwickelt; die deutsche Version wird vom Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte der Bundesregierung und UPJ finanziert und umgesetzt.
  • KMU Kompass, Sorgfalts-Kompass: Dieses Tool enthält Empfehlungen, wie potenzielle und tatsächliche Risiken ermittelt, bewertet und priorisiert werden können.
  • KMU Kompass, Risikoanalyse-Tool: Das Tool hilft Unternehmen dabei, bedeutende Menschenrechts- und Umweltrisiken entlang ihrer Wertschöpfungsketten zu lokalisieren, zu bewerten und zu priorisieren.
  • KMU Kompass, Praxishilfe Lieferantenprüfung: Dieser praktische Leitfaden gibt Orientierung beim Lieferantenmanagement. Unternehmen erfahren, was bei der Überprüfung eigener Lieferanten zu beachten ist und wie sie mit Kundenanforderungen umgehen können.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • ILO, Working Conditions Laws Database: Diese Online-Datenbank bietet Informationen über nationale Rechtsvorschriften zu Arbeitsbedingungen – einschließlich Arbeitszeiten – in über 100 Ländern.
  • ILO, Working Time Laws: A Global Perspective. Findings From the ILO’s Conditions of Work and Employment Database: Dieser Bericht enthält einen Vergleich der weltweiten Arbeitszeitgesetze, einschließlich einer Untersuchung der wichtigsten Punkte der Arbeitszeitvorschriften, der normalen und maximalen Arbeitszeiten, der Überstunden, der Ruhezeiten und des Jahresurlaubs.
  • ILO, Labour Standards in Supply Chains: How to Meet Them to Become More Competitive and Sustainable: Dieser Leitfaden enthält detaillierte Informationen über Arbeitsrechte, einschließlich Abschnitt 4 über Arbeitszeiten und die Ursachen und Auswirkungen übermäßiger Arbeitszeiten.
  • ILO, Statistics on Working Time: Diese Übersicht enthält Statistiken über die Arbeitszeit in verschiedenen Ländern.
  • OECD, Hours Worked: Diese Datenbank enthält Statistiken über die Arbeitszeit in den OECD-Ländern.


3. Integration und Durchführung relevanter Maßnahmen

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs setzt eine wirksame Integration voraus, dass:

  • „die Verantwortung dafür, diesen [menschenrechtlichen] Auswirkungen zu begegnen, auf einer angemessenen Ebene und in einem angemessenen Aufgabenbereich innerhalb des Wirtschaftsunternehmens angesiedelt wird“ (z. B. oberste Führungsebene, Geschäftsführung und Vorstandsebene)
  • „die internen Entscheidungs-, Mittelzuweisungs- und Aufsichtsverfahren es gestatten, wirksame Gegenmaßnahmen gegen diese Auswirkungen zu treffen“


Die Ergebnisse der Risikoanalyse sollten genutzt werden, um Verbesserungsmaßnahmen im eigenen Geschäftsbereich und in den Lieferketten zu priorisieren. Zu möglichen Maßnahmen innerhalb des eigenen Unternehmens zählen:

  • Einstellung von zusätzlichen Beschäftigten, um die Arbeitsbelastung der derzeitigen Beschäftigten zu verringern
  • Einführung von flexiblen Arbeitszeiten (siehe z. B. Dell und Unilever)
  • Unterstützung von Beschäftigten, die ansonsten zu überlangen Arbeitszeiten gezwungen wären – Das britische Unternehmen Aviva ist beispielweise ein „Living Hours Employer“ geworden, was bedeutet, dass Niedriglohnbeschäftigte zusätzlichen Schutz genießen, wie z. B. die Bezahlung für Schichten, die außerhalb einer vereinbarten Frist gestrichen werden, sowie die garantierte Bezahlung für jede Arbeitswoche.
  • Analyse von Produktionsprozessen zusammen mit Beschäftigten, um Schwachstellen und Verbesserungsmöglichkeiten zu ermitteln

Maßnahmen zur Arbeitszeitgestaltung können zwar zunächst zu höheren Kosten führen, doch diese werden womöglich durch eine gesteigerte Produktivität wieder ausgeglichen, was wiederum den Bedarf an langen Arbeitszeiten verringern kann. Investitionen in Produktivitätssteigerungen kommen letztlich den Beschäftigten zugute und führen zu Kosteneinsparungen im Unternehmen.

Um übermäßige Überstunden in ihren Lieferketten abzubauen, sollten Unternehmen ihre eigenen Einkaufspraktiken und Beschaffungsabläufe überprüfen und dabei über die normalen Lieferantenaudits hinausgehen. Kurze Vorlaufzeiten, verspätete Musterfreigaben und Änderungen der Produktspezifikationen in letzter Minute erhöhen den Druck auf die Produktionsstätten, die Aufträge unter Einsatz von Überstunden zu erfüllen. Andererseits können mangelhafte Betriebsabläufe und unzureichend qualifizierte Beschäftigte in Zulieferbetrieben mit hoher Personalfluktuation zu Ineffizienzen, langen Überstunden und niedrigen Löhnen führen.

Die Festlegung realistischer Vorlaufzeiten und die Einhaltung des vereinbarten Zeitrahmens sollten durch den gezielten Aufbau von Kapazitäten zur Verbesserung der Produktivität und Effizienz bei Zulieferbetrieben ergänzt werden. Diese Maßnahmen können dazu beitragen, die Arbeitszeiten in den Lieferketten zu reduzieren, ohne Auswirkungen auf die Löhne der Beschäftigten zu haben. Dies erfordert jedoch ein optimiertes Beschaffungswesen, das nicht nur auf Kostensenkung und Compliance, sondern auch auf eine langfristige Entwicklung von Kapazitäten ausgerichtet ist. Der Bekleidungseinzelhändler Gap hat beispielsweise die Initiative „Better Buying“ ins Leben gerufen, um die Auswirkungen seiner Einkaufs- und Beschaffungspraktiken auf die Arbeitszeiten der Bekleidungshersteller zu berücksichtigen.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • KMU Kompass, Sorgfalts-KompassDas Tool bietet Empfehlungen, wie Menschenrechte in Unternehmen verankert werden können, wie ein Aktionsplan erstellt und umgesetzt werden kann und wie eine Überprüfung von Lieferanten und der Aufbau von Kompetenzen erfolgen kann.
  • KMU Kompass, Anspruchsgruppen und Kooperationspartner identifizieren: Dieser praktische Leitfaden soll Unternehmen dabei helfen, relevante Stakeholder und Kooperationspartner zu identifizieren und zu klassifizieren.
  • KMU Kompass, Standards-Kompass: Dieses Online-Tool bietet eine Orientierung, worauf bei der Auswahl von Nachhaltigkeitsstandards oder bei der Teilnahme an Multi-Stakeholder-Initiativen zu achten ist. Es ermöglicht den Vergleich von Standards und Initiativen in Hinblick auf ihren Beitrag zu menschenrechtlichen Sorgfaltsprozessen und mögliche Grenzen.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • ILO, Guide to Developing Balanced Working Time Arrangements: Dieser schrittweise Leitfaden unterstützt Unternehmen und staatliche Einrichtungen bei der Erstellung von Arbeitszeitregelungen, die für die Beschäftigen und das Unternehmen von Vorteil sind.
  • ILO/International Training Centre (ITC), Working Times and Teleworking: Dieser kostenlose Kurs macht Unternehmen mit dem Konzept angemessener Arbeitszeiten vertraut und erläutert, wie Arbeitszeitregelungen in Zusammenarbeit mit Beschäftigten gestaltet und umgesetzt werden können.
  • ILO, Labour Standards in Supply Chains: How to Meet Them to Become More Competitive and Sustainable: Dieser detaillierter Leitfaden über Arbeitsrechte enthält in Abschnitt 4 eine hilfreiche Selbsteinschätzung der Arbeitszeitpraktiken für Unternehmen.
  • Ethical Trading Initiative, Base Code Guidance: Working Hours: Dieser schrittweise Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Arbeitszeiten in ihren Lieferketten, einschließlich Kapitel 2.2 zur Überarbeitung von Verfahren, Kapitel 2.3 zu Trainings und Kommunikation, Kapitel 2.4 zur Umsetzung in der Praxis und Kapitel 2.5 zur Dokumentation.
  • Ethical Trading Initiative, Guide to Buying Responsibly: Dieser Leitfaden zu Einkaufspraktiken stützt sich auf die Ergebnisse einer gemeinsamen Lieferantenbefragung, die in Kooperation zwischen der Ethical Trading Initiative und der ILO mit Unterstützung durch Sedex durchgeführt wurde. Der Leitfaden umfasst bewährte Verfahren und skizziert fünf wichtige Geschäftspraktiken, die sich auf Löhne und Arbeitsbedingungen auswirken, einschließlich exzessiver Überstunden.
  • Impactt Limited, The Impactt Overtime Project: Tackling Supply Chain Labour Issues through Business Practice: Dieser Bericht fasst die Ergebnisse eines Gemeinschaftsprojekts in China zusammen, bei dem es darum ging, übermäßige Überstunden ohne Lohnkürzungen abzubauen, indem die eigenen Kapazitäten der Fabriken zur Verbesserung der Produktivität, des Personalmanagements und der internen Kommunikation ausgebaut wurden.
  • United Nations Global Compact, Decent Work Toolkit for Sustainable Procurement: Dieses Toolkit ermöglicht es Unternehmen, Einkäufer:innen und Zulieferbetrieben ein gemeinsames Verständnis dafür zu entwickeln, wie menschenwürdige Arbeit durch Einkaufspraktiken gefördert werden kann.


4. Wirksamkeitskontrolle der Maßnahmen für faire Arbeitszeiten

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs sollte die Wirksamkeitskontrolle:

  • „von geeigneten qualitativen und quantitativen Indikatoren ausgehen“
  • „auf Rückmeldungen seitens interner wie externer Quellen zurückgreifen, einschließlich betroffener Stakeholder (z. B. mittels Beschwerdemechanismen)


Eine Wirksamkeitskontrolle der Arbeitszeitmaßnahmen kann auf verschiedene Weise erfolgen. Die Anfrage von Arbeitszeitprotokollen von Beschäftigten gibt zunächst Aufschluss über die Arbeitszeiten. Diese können jedoch manipuliert worden sein, um längere Arbeitszeiten zu verbergen. Es kann außerdem hilfreich sein, Interviews mit Beschäftigten zu führen oder sich in Fokusgruppen mit ihnen auszutauschen. Darüber hinaus können Multi-Stakeholder-Gruppen Aufschluss über Arbeitszeiten und Arbeitspraktiken geben, da sich Beschäftigte möglicherweise nicht wohl dabei fühlen, allein über ihre Arbeitszeiten zu sprechen, sondern eher in einer Gruppe mit Kolleg:innen und Zivilgesellschafts- oder Gewerkschaftsvertreter:innen.

Audits und soziales Monitoring sind gängige Methoden zur Wirksamkeitskontrolle auf der ersten Ebene der Lieferkette (siehe z.B. Unilever und Cisco). Solche Monitorings oder Audits können intern vom Unternehmen selbst durchgeführt werden oder durch einen vom Unternehmen beauftragten Dritten erfolgen. Ein häufiger erster Schritt ist die Verteilung von Fragebögen zur Selbstbewertung (engl.: Self Assessment Questionnaires – SAQ) an Zulieferbetriebe, in denen Informationen und Nachweise über deren Arbeitszeiten angefordert werden. Wiederholte SAQs können Aufschluss über Verbesserungen in den Managementsystemen der Zulieferbetriebe geben und ermöglichen Zulieferbetrieben eine Selbsteinschätzung über ihre potenziellen oder tatsächlichen negativen Auswirkungen.

Wenn die SAQ-Ergebnisse dies rechtfertigen, können Unternehmen Zuliefereraudits vor Ort oder (aufgrund der COVID-19-Pandemie) virtuell durchführen. Zu den gängigen Zuliefereraudits, die sich auf die meisten Branchen erstrecken und Indikatoren für Arbeitszeiten enthalten, gehören SMETA Audits und SA8000-akkreditierte Audits.

Werden Mängel festgestellt, sollten in Zusammenarbeit mit dem Zulieferbetrieb Pläne zur Behebung von Problemen (engl.: Corrective Action Plans – CAP) entwickelt werden, in denen klare Ziele und Meilensteine für Verbesserungen festgelegt sind. Die Fortschritte sollten anschließend regelmäßig kontrolliert werden, um die korrekte Durchführung und den Abschluss des CAP sicherzustellen. Die Festlegung von SMART-Zielen unterstützt eine objektive Wirksamkeitskontrolle. SMART-Ziele sind solche, die spezifisch, messbar, erreichbar, angemessen und terminiert (engl.: specific, measurable, attainable, resourced and time-bound – SMART) sind. Die Verantwortung für die Datenerhebung sollte eindeutig zuständigen Stellen im Unternehmen zugewiesen werden und die Berichterstattung sollte nach einem festgelegten Zeitintervall erfolgen (z. B. einmal im Monat).

Obwohl sowohl SAQs als auch Audits häufig von Unternehmen durchgeführt werden, sind beide Instrumente nur begrenzt in der Lage, versteckte Verstöße, einschließlich überlange Arbeitszeiten, aufzudecken. Unangekündigte Audits können hier sinnvoll sein, aber selbst diese reichen nicht immer aus, um Verstöße aufzudecken, da ein Audit-Team in der Regel nur eine begrenzte Zeit vor Ort ist. Darüber hinaus finden Menschenrechtsverletzungen, einschließlich überlange Arbeitszeiten, oft weiter unten in der Lieferkette statt, während sich Audits und Kontrollen oft nur auf direkte Zulieferbetriebe (Tier 1) beziehen.

Neuere Hilfsmittel, wie technologiegestützte Befragungen von Beschäftigten, ermöglichen eine Wirksamkeitsmessung in Echtzeit und beheben teilweise die Probleme herkömmlicher Audits. Immer mehr Unternehmen ergänzen die gängigen Audits mit Mitarbeitenden-Umfragen („Worker Voice“) (z. B. Unilever und VF Corporation), die leicht an die Bedürfnisse der Beschäftigten und verschiedene Sprachen angepasst werden können.

Einige Unternehmen verfolgen Ansätze, die über die gängigen Audits hinausgehen („beyond audit“). Diese beruhen auf einer proaktiven Zusammenarbeit mit den Zulieferbetrieben, anstatt diese zu überwachen. Die Zusammenarbeit mit anderen Stakeholdern wie Gewerkschaften, Strafverfolgungsbehörden, Arbeitsaufsichtsbehörden und Nichtregierungsorganisationen kann ebenfalls bei der Erkennung und Beseitigung von überlangen Arbeitszeiten helfen. Fortschrittsberichte von Multi-Stakeholder-Initiativen (MSI), wie der „Responsible Mica Initiative“, können ebenfalls hilfreich sein, um Verbesserungen in Bereichen zu verfolgen, in denen lange Arbeitszeiten häufig vorkommen. Eine Zusammenarbeit mit externen Stakeholdern zur Entwicklung einer effektiven Wirkungskontrolle ermöglicht es Unternehmen, ihre Fortschritte besser zu messen.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • KMU Kompass, Sorgfalts-KompassDieses Tool bietet hilfreiche Empfehlungen zur Wirksamkeitsmessung von Maßnahmen.
  • KMU Kompass, Praxishilfe zu Kennzahlen im SorgfaltsprozessUnternehmen können diese Übersicht ausgewählter quantitativer Leistungsindikatoren nutzen, um die Umsetzung zu messen, intern zu steuern und/oder extern zu berichten.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • Ethical Trading Initiative, Base Code Guidance: Child Labour: Dieser schrittweise Leitfaden unterstützt Unternehmen bei der Verbesserung der Arbeitszeiten in ihren Lieferketten, einschließlich Schritt 2.6 zum Monitoring von Maßnahmen und Auswirkungen.


5. Kommunikation und Berichterstattung

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs sollte die Kommunikation:

  • „in einer Form und Häufigkeit vorgelegt werden, die den menschenrechtlichen Auswirkungen des Unternehmens entspricht und für die vorgesehene Zielgruppe zugänglich ist“
  • „ausreichende Informationen enthalten, um die Angemessenheit der Gegenmaßnahmen eines Unternehmens in Bezug auf die betreffende menschenrechtliche Auswirkung bewerten zu können“
  • „weder betroffene Stakeholder oder Mitarbeiter noch legitime geschäftliche Vertraulichkeitserfordernisse Risiken aussetzen“


Von Unternehmen wird erwartet, dass sie Aktivitäten bei der Beseitigung von überlangen Arbeitszeiten in einem formellen Bericht veröffentlichen. Oft werden Fortschritte in Bezug auf Arbeitszeiten in einen breiteren Nachhaltigkeits- oder Menschenrechtsbericht integriert (siehe z. B. Unilever, Cisco und Nike) oder in dem jährlichen Fortschrittsbericht (engl.: Communication on Progress – CoP) zur Umsetzung der 10 Prinzipien des UN Global Compact aufgenommen. Auch andere Formen der Kommunikation wie persönliche Meetings, Online-Dialoge und Rücksprachen mit (potenziell) betroffenen Stakeholdern sind möglich.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • Deutscher Nachhaltigkeitskodex: Hierbei handelt es sich um einen Berichtsstandard für Nachhaltigkeitsaspekte mit 20 Kriterien, darunter Menschenrechte und Arbeitnehmerrechte.
  • KMU Kompass, Sorgfalts-Kompass: Dieses Tool bietet hilfreiche Empfehlungen zur Kommunikation von Fortschritten in Bezug auf menschenrechtliche Sorgfalt.
  • KMU Kompass, Praxishilfe für zielgruppenorientierte Kommunikation: Dieser praktische Leitfaden hilft Unternehmen dabei, ihre Stakeholder zu identifizieren und geeignete Kommunikationsformate und -kanäle zu finden.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • UNGP Reporting Framework: Dieser Berichtsrahmen enthält eine kurze Reihe von Fragen und Umsetzungshinweisen für berichtende Unternehmen sowie Leitlinien für interne Auditor:innen und externe Prüforganisationen.
  • United Nations Global Compact, Communication on Progress (CoP): Der Fortschrittsbericht (derzeit in Überarbeitung) sorgt für eine weitere Stärkung der Transparenz und Rechenschaftspflicht von Unternehmen.


6. Beschwerdemechanismen und Abhilfe

UNGP-Anforderungen

Gemäß der UNGPs sollten Beschwerdemechanismen und Abhilfemaßnahmen die folgenden Überlegungen beinhalten:

  • „Stellen Wirtschaftsunternehmen fest, dass sie nachteilige Auswirkungen verursacht oder dazu beigetragen haben, sollten sie durch rechtmäßige Verfahren für Wiedergutmachung sorgen oder dabei kooperieren.“
  • „Beschwerdemechanismen auf operativer Ebene für die von der Tätigkeit des Wirtschaftsunternehmens potenziell Betroffenen können ein wirksames Mittel sein, um Wiedergutmachung zu ermöglichen, sofern sie bestimmte Schlüsselkriterien erfüllen.“

Um ihre Wirksamkeit zu gewährleisten, sollten Beschwerdemechanismen:

  • legitim sein: Sie ermöglichen das Vertrauen der Stakeholdergruppen, für die sie vorgesehen sind, und sind rechenschaftspflichtig im Sinne einer fairen Abwicklung von Beschwerdeverfahren“
  • zugänglich sein: Sie sind allen Stakeholdergruppen, für die sie vorgesehen sind, bekannt und gewähren denjenigen, die im Hinblick auf den Zugang zu ihnen unter Umständen vor besonderen Hindernissen stehen, ausreichende Unterstützung“
  • berechenbar sein: Sie bieten ein klares, bekanntes Verfahren mit einem vorhersehbaren zeitlichen Rahmen für jede Verfahrensstufe an, ebenso wie klare Aussagen zu den verfügbaren Arten von Abläufen und Ergebnissen und Mitteln zur Überwachung der Umsetzung“
  • ausgewogen sein: Sie sind bestrebt, sicherzustellen, dass die Geschädigten vertretbaren Zugang zu den Quellen für Informationen, Beratung und Fachwissen haben, die sie benötigen, um an einem Beschwerdeverfahren auf faire, informierte und respektvolle Weise teilnehmen zu können“
  • transparent sein: Sie informieren die Parteien eines Beschwerdeverfahrens laufend über dessen Fortgang und stellen genügend Informationen über die Leistung des Beschwerdemechanismus bereit, um Vertrauen in seine Wirksamkeit zu bilden und etwaigen öffentlichen Interessen Rechnung zu tragen“
  • Rechte-kompatibel sein: Sie stellen sicher, dass die Ergebnisse und Abhilfen mit international anerkannten Menschenrechten in Einklang stehen“
  • eine Quelle kontinuierlichen Lernens sein: Sie greifen auf sachdienliche Maßnahmen zurück, um Lehren zur Verbesserung des Mechanismus und zur Verhütung künftiger Missstände und Schäden zu ziehen“
  • auf Austausch und Dialog aufbauen: Sie konsultieren die Stakeholdergruppen, für die sie vorgesehen sind, hinsichtlich ihrer Gestaltung und Leistung und stellen auf Dialog als Mittel ab, um Missständen zu begegnen und sie beizulegen“


Viele Unternehmen verfügen über Beschwerdemechanismen, die mehrere menschen- und arbeitsrechtliche Themen umfassen. Beschwerdemechanismen sollten so gestaltet sein, dass sie den Bedürfnissen der Beschäftigten gerecht werden, d. h. sie sollten in den jeweiligen Sprachen und in zugänglichen Formaten zur Verfügung gestellt werden. Beschäftigte fühlen sich möglicherweise nicht in der Lage, Probleme ihren Vorgesetzten zu melden. Sie sollten daher die Möglichkeit haben, Bedenken auf anderem Wege zu melden, z. B. über Telefon-Hotlines oder Websites. Sogenannte „Workers Voice“-Technologien werden immer beliebter und geben Beschäftigten die Möglichkeit, Verstöße zu melden. Auch Gewerkschaften oder nationale Nichtregierungsorganisationen (NGOs) können wirksame Beschwerdemechanismen darstellen, wenn sie für die Beschäftigten zugänglich und vertrauenswürdig sind.

Wenn Unternehmen feststellen, dass die Beschäftigten in ihren Betrieben überarbeitet sind oder sie zu einer Arbeitsüberlastung in ihren Lieferketten beigetragen haben, muss Abhilfe geleistet werden. Unternehmen müssen für umfassende Abhilfe sorgen, indem fehlende Überstundenvergütungen und ein Freizeitausgleich für zuvor geleistete Überstunden gewährt werden und Verträge und betriebliche Abläufe so geändert werden, dass Überstunden nicht mehr vorkommen können. Nike hat beispielsweise laut seinem Reakkreditierungsbericht für die Fair Labor Association im Zeitraum zwischen 2008 und 2018 bei 19 von 21 Überstundenverstößen sowie bei allen drei berichteten Verstößen zu nicht gewährten Ruhetagen entsprechende Entschädigungen geleistet.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • KMU Kompass, Sorgfalts-Kompass: Das Online-Tool bietet hilfreiche Empfehlungen zur Einrichtung von Beschwerdemechanismen sowie zum Umgang mit Beschwerden.
  • KMU Kompass, Praxishilfe zu effektivem BeschwerdemanagementUnternehmen können diesen Leitfaden nutzen, um ihre Beschwerdemechanismen gemäß der acht UNGP-Effektivitätskriterien wirksamer zu gestalten. Darüber hinaus enthält er praktische Beispiele für Beschwerdemechanismen anderer Unternehmen.
  • Deutsches Global Compact Netzwerk, Zuhören lohnt sich: Menschenrechtliches Beschwerdemanagement verstehen und umsetzen: Dieser Leitfaden enthält Umsetzungshilfen für Unternehmen zur Gestaltung wirksamer Beschwerdemechanismen, einschließlich praxisbezogener Ratschläge und Beispiele.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • Ethical Trading Initiative, Access to Remedy: Practical Guidance for Companies: Dieser Leitfaden erläutert die wichtigsten Bestandteile von Beschwerdemechanismen, die es Unternehmen ermöglichen, Abhilfe und Wiedergutmachung anbieten zu können.


Praxisbeispiele

Dieser Abschnitt enthält Beispiele, wie Unternehmen faire Arbeitszeiten in ihrem eigenen Geschäftsbereich und ihren Lieferketten adressieren und eine bessere Work-Life-Balance für Beschäftigte fördern.

Weiterführende Informationen

Weiterführende Informationen auf Deutsch

  • KMU Kompass, Sorgfalts-Kompass: Dieses Online-Tool unterstützt Unternehmen bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfalt indem es schrittweise durch die fünf zentralen Phasen des Sorgfaltsprozesses führt.
  • KMU Kompass, Standards-Kompass: Dieses Online-Tool bietet eine Orientierung, worauf bei der Auswahl von Nachhaltigkeitsstandards oder bei der Teilnahme an Multi-Stakeholder-Initiativen zu achten ist. Es ermöglicht den Vergleich von Standards und Initiativen in Hinblick auf ihren Beitrag zu menschenrechtlichen Sorgfaltsprozessen und mögliche Grenzen.
  • KMU Kompass, Downloads: Auf der Website des KMU-Kompasses stehen praktische Leitfäden und Checklisten als Downloads zur Verfügung. Diese helfen dabei menschenrechtliche Sorgfaltsprozesse zu verankern, das Lieferkettenmanagement zu verbessern und Beschwerdemechanismen effektiver zu gestalten.

Weiterführende Informationen auf Englisch

  • United Nations Global Compact und UNICEF, Family-Friendly Workplaces: Policies and Practices to Advance Decent Work in Global Supply Chains: Dieser Bericht enthält Vorschläge zu flexiblen Arbeitszeiten und Regelungen, um Beschäftigten ein gesundes Familienleben zu ermöglichen.
  • ILO, Overtime Work: A Review of the Literature and Initial Empirical Analysis: Dieser Bericht zum Thema Überstunden gibt einen Überblick über die rechtlichen Rahmenbedingungen in sechs Ländern: Dänemark, Deutschland, Rumänien, Spanien, Türkei und Vereinigtes Königreich.
  • ILO, Telework in the 21st Century: An Evolutionary Perspective: Diese Veröffentlichung gibt einen Überblick über die verschiedenen nationalen Strategien und Erfahrungen im Bereich der Telearbeit und der Remote-Arbeit.
  • ILO, Practical Guide on Teleworking during the COVID-19 Pandemic and Beyond: Dieser Leitfaden enthält praktische Empfehlungen für Unternehmen zur Telearbeit und Heimarbeit im Kontext der COVID-19-Pandemie. Der Leitfaden enthält außerdem mehrere Praxisbeispiele, wie Unternehmen und politische Entscheidungsträger:innen während der COVID-19-Pandemie mit Telearbeit umgegangen sind.
  • ILO, Working Anytime, Anywhere: The Effects on the World of Work: Dieser Bericht enthält Informationen über die Auswirkungen von Telearbeit auf Arbeitszeiten, Leistungsfähigkeit, Work-Life Balance sowie Gesundheit und Wohlbefinden am Arbeitsplatz.
  • ILO, Work Sharing during the Great Recession: New Developments and Beyond: Dieser Bericht skizziert das Konzept und die Geschichte der Arbeitsplatzteilung, wie diese als Strategie zur Erhaltung von Arbeitsplätzen eingesetzt werden kann und welches Potenzial sie für die Schaffung neuer Arbeitsplätze hat.
  • ILO, Working Time and the Future of Work: Dieser Bericht umfasst Trends und Entwicklungen bei der Arbeitszeitgestaltung und ihre Auswirkungen auf die Zukunft der Arbeit.
  • ILO, Working Time, Health and Safety: A Research Synthesis Paper: Dieser Bericht enthält eine Zusammenfassung von Studien über den Zusammenhang zwischen Arbeitszeiten und Gesundheit, Wohlbefinden und Sicherheit am Arbeitsplatz .
  • ILO, Decent Working Time: Balancing Workers‘ Needs with Business Requirements: Diese Broschüre fasst fünf Aspekte menschenwürdiger Arbeitszeit zusammen und zeigt, wie diese Prinzipien in die Praxis umgesetzt werden können.
  • ILO und IFC, Better Work Discussion Paper Series, Nr. 2: Excessive Overtime, Workers and Productivity: Evidence and Implications for Better Work: Dieses Arbeitspapier gibt einen Überblick über Literatur zum Thema Arbeitszeitregelungen und den Zusammenhang zwischen exzessiven Überstunden und Arbeitsproduktivität, wobei die Auswirkungen langer Arbeitszeiten auf die Unternehmensleistung untersucht werden.
  • Our World in Data, Working Hours: In diesem Bericht werden Daten über Arbeitszeit in verschiedenen Ländern untersucht, wobei interaktive Diagramme die Arbeitszeit im Laufe der Geschichte darstellen.
  • ILO Helpdesk for Business, Country Information Hub: Diese Informationsquelle kann im Rahmen menschenrechtlicher Sorgfaltsprozesse verwendet werden, da sie länderspezifische Informationen zu verschiedenen Arbeitsrechten liefert.