Ein Angebot in Zusammenarbeit mit dem Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte

Branchenspezifische Risikofaktoren

Armut trotz Arbeit, verursacht durch niedrige Löhne, ist ein weltweites Problem, das in vielen verschiedenen Wirtschaftssektoren vorkommt. Die beiden folgenden Branchen wurden als Beispiele ausgewählt, da es dazu bereits viele Studien, aber auch Maßnahmen gibt, die Unternehmen in diesen Sektoren ergreifen können, um die Löhne ihrer Beschäftigten in den Lieferketten zu verbessern. Um mögliche Risiken im Zusammenhang mit niedrigen Löhnen für andere Branchen zu ermitteln, können Unternehmen auf den CSR Risiko-Check zurückgreifen.

Landwirtschaft

Viele Beschäftigte in der Landwirtschaft sind aufgrund des saisonalen Charakters der Arbeit von Armutslöhnen bedroht. Außerdem gibt es viele informelle oder illegale Arbeiter:innen und ein Großteil der landwirtschaftlichen Arbeit wird in abgelegenen Gebieten verrichtet, weshalb Beschäftigte ausgebeutet werden können und keinen Zugang zu Abhilfe haben. Nach Ansicht der Global Living Wage Coalition sind die Konzepte „existenzsichernder Lohn“ und „existenzsicherndes Einkommen“ besonders in der Landwirtschaft relevant. Es geht zwar in beiden Fällen darum, einen angemessenen Lebensstandard für die Haushalte der Beschäftigten zu erreichen, jedoch findet das Konzept eines existenzsichernden Lohns im Zusammenhang mit angestellten Beschäftigten (in Fabriken, auf Bauernhöfen usw.) Anwendung, während der Begriff existenzsicherndes Einkommen im Zusammenhang mit allen Einkommensbeziehenden, wie z. B. selbstständigen Landwirt:innen, verwendet wird.

Es gibt zahlreiche Kampagnen und Initiativen, die sich für existenzsichernde Löhne und Einkommen für landwirtschaftliche Arbeiter:innen starkmachen, wie die Fair-Trade Foundation und die Living Income Community of Practice.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • Global Living Wage Coalition, Implementation: Diese Übersicht umfasst verschiedene Studien und Tools für die Landwirtschaft, einschließlich für bestimmte Waren wie Tee und Bananen.
  • Rainforest Alliance, Living Wage Position Paper – Sustainable Livelihoods: Achieving Living Wages For Agricultural Workers: Diese Seite bietet Umsetzungshilfen und Informationen für landwirtschaftliche Unternehmen zur Bezahlung eines existenzsichernden Lohns in der gesamten Lieferkette.
  • Fair Labor Association (FLA), Fair Compensation for Farmworkers: Emerging Good Practices and Challenges: Dieser Bericht untersucht auf Grundlage von Bauernhofbesuchen der FLA Entwicklungen in Bezug auf Löhne und soll multinationalen Unternehmen helfen, mehr über die Bezahlung der Beschäftigten auf den Bauernhöfen, von denen sie ihre Waren beziehen, zu verstehen.
  • NewForesight, Driving Improvements in Wages and Working Conditions in the Tea Sector: Dieser Bericht, der im Rahmen eines ILO-Projekts verfasst wurde, umfasst Studien über Bananen, Tee und Kaffee.
  • Fairtrade International, Guide for Smallholder Farmer Organisations – Implementing Human Rights and Environmental Due Diligence (HREDD)Dieser Leitfaden dient als Hilfestellung bei der Umsetzung menschenrechtlicher Sorgfaltsprozesse in kleinbäuerlichen Organisationen.

Mode, Bekleidung und Textilien

Diese Branche ist seit jeher für Menschen- und Arbeitsrechtsverletzungen bekannt, einschließlich niedriger oder einbehaltener Löhne. 2020 und 2021 haben viele Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie aufgrund COVID-19 weniger Lohn erhalten, weil Aufträge storniert wurden. In einigen Fällen wurden Beschäftigte überhaupt nicht bezahlt. Als Reaktion auf diese Probleme unterstützte der UN Global Compact den Call to Action der ILO „COVID-19: Action in the Global Garment Industry“, der von der Internationalen Arbeitgeberorganisation (engl.: International Organisation of Emploers – IOE) und dem Internationalen Gewerkschaftsbund (IGB) koordiniert wurde und Marken und Hersteller, Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen sowie Regierungen einbezog. Beispiele für andere Kampagnen und Initiativen zur Verbesserung der Löhne und Arbeitsbedingungen von Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie sind ACT, Labour Behind the Label und die Fair Wear Foundation.

Die Beschäftigten in der Branche sind aus verschiedenen Gründen niedrigen und unzureichenden Löhnen ausgesetzt, u. a. weil sie von wirtschaftlichen Faktoren, wie z. B. den Preisen auf den Absatzmärkten, sehr betroffen sind und es in den südostasiatischen Ländern, in denen die Bekleidungsindustrie stark verankert ist, an einer strengen Durchsetzung der Arbeitsrechte mangelt. Außerdem sind viele Beschäftigte in der Bekleidungsindustrie Frauen oder Heimarbeiterinnen, die in der Regel schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen.

Hilfreiche Informationen

Hilfreiche Informationen auf Deutsch

  • OECD, Leitfaden für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht zur Förderung verantwortungsvoller Lieferketten in der Bekleidungs- und Schuhwarenindustrie: Dieser Leitfaden soll Mode- und Bekleidungsunternehmen dabei helfen, die in den OECD-Leitsätzen für multinationale Unternehmen enthaltenen Empfehlungen für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht umzusetzen, damit die möglichen negativen Auswirkungen ihrer Tätigkeiten und Lieferketten auf verschiedene Menschenrechte, einschließlich Kinderarbeit, reduziert und vermieden werden.

Hilfreiche Informationen auf Englisch

  • ILO, Wages and Working Hours in the Textiles, Clothing, Leather and Footwear Industries: Dieser Bericht hebt die Hindernisse für existenzsichernde Löhne hervor und enthält Tipps für Unternehmen.
  • ILO, Redistributing Value Added towards Labour in Apparel Supply Chains: Tackling Low Wages through Purchasing Practice: Dieser Bericht verknüpft akademische und politische Erkenntnisse mit praxisbezogenen Fallstudien über Strategien zur Bekämpfung von Niedriglöhnen durch entsprechende Einkaufspraktiken.
  • Business and Human Rights Resource Centre, Wage Theft and Pandemic Profits: The Right to a Living Wage for Garment Workers: Dieser Bericht zeigt, wie das Geschäftsmodell von Modemarken und die Struktur globaler Bekleidungslieferketten Armutslöhne für die Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie schaffen und aufrechterhalten.
  • Fair Labor Association: Diese Organisation verfügt über mehrere Berichte über existenzsichernde Löhne und faire Entlohnung, einschließlich in Vietnam und Bangladesch.
  • Labour Behind the Label: Diese Organisation bietet eine Reihe an weiterführenden Informationen, die sich auf die Bekleidungsindustrie beziehen, darunter auch ein Lohnrechner.
  • Clean Clothes Campaign: Das größte Bündnis von Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in der Bekleidungsindustrie verfügt über mehrere Berichte, die den Zustand der Löhne in der Branche offenlegen, darunter „Tailored Wages 2019: The State of Pay in the Global Garment Industry“, „Un(der)paid in the Pandemic: An Estimate of What the Garment Industry Owes its Workers“ und „Out of the Shadows: A Spotlight on Exploitation in the Fashion Industry“. Regionale und länderspezifische Berichte – zum Beispiel über Kambodscha, Italien, Osteuropa und die Türkei – enthalten weitere Einzelheiten zu den Löhnen in den größten Produktionszentren der Bekleidungsindustrie.
  • Fair Wear Foundation, Living Wage Engineering: Dieser Bericht befasst sich mit der Frage, wie nachhaltige Prozesse für existenzsichernde Löhne in der Textilbranche umgesetzt werden können. Die Fair Wear Foundation bietet auch eine Webseite mit verschiedenen Hilfsmitteln für Bekleidungsunternehmen, einschließlich Lohnrechnern.
Haben Sie Fragen? Kontaktieren Sie den Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte: