Ein Angebot in Zusammenarbeit mit dem Helpdesk Wirtschaft & Menschenrechte

Themenspezifische Risikofaktoren

Die Verhinderung des Missbrauchs von Wanderarbeitenden erfordert ein Verständnis der zugrundeliegenden Ursachen und die Berücksichtigung eines breiten Spektrums an Themen, die sich oft gegenseitig beeinflussen und verstärken

Zu den wichtigsten Risikofaktoren gehören:

  • Hohe Zuwanderung, insbesondere von gering qualifizierten und gering bezahlten Beschäftigten, erhöht die Wahrscheinlichkeit von Arbeitsrechtsverletzungen, da Unternehmen wissen, dass viele Wanderarbeitende verzweifelt Arbeit suchen oder schutzlos sind. In bestimmten Sektoren und Standorten gehören Migrant:innen zur Mehrheit der von Zwangsarbeit betroffenen Personen. Migrant:innen, deren legaler Beschäftigungsstatus durch bezahlte Arbeitsvisa an ihre:n Arbeitgeber:in gebunden ist, sind unter Umständen nicht bereit, Arbeitsrechtsverletzungen zu melden oder es bleibt ihnen möglicherweise verwehrt, ohne die ausdrückliche Erlaubnis des Visasponsors die Arbeit zu verlassen oder nach Hause zurückzukehren.
  • Eine Verwendung von Personalvermittlungsagenturen und anderen arbeitsvermittelnden Personen erhöht das Risiko, dass Wanderarbeitende Arbeitsrechtsverletzungen ausgesetzt sind. Agenturen, aber auch andere offizielle und inoffizielle Vermittler, können an betrügerischen Anwerbungspraktiken beteiligt sein, die die Schwächen der Wanderarbeitenden ausnutzen und überhöhte Gebühren als Teil des Anwerbungsprozesses verlangen. Diese undurchsichtigen Praktiken lassen Wanderarbeitende häufig verschuldet zurück, wodurch sie in Zwangsarbeit oder Schuldknechtschaft geraten. Darüber hinaus können übermäßige oder willkürliche Lohnabzüge während des gesamten Beschäftigungszeitraums zu einer weiteren Verschuldung der Wanderarbeitenden führen.
  • Ein mangelhafter rechtlicher und politischer Rahmen, der die Gleichbehandlung zwischen Wanderarbeitenden und den eigenen Staatsangehörigen nicht fördert. Dies führt zu einem geringen rechtlichen Schutz von Wanderarbeiten vor Zwangsarbeit und anderen arbeitsrechtlichen Verstößen. Die Arbeitsrechte und Arbeitskulturen in einigen Ländern, insbesondere in den Golfstaaten, die das Kafala-System (Sponsoring-System) anwenden, sehen ausdrücklich eine Präferenzbehandlung und höhere Bezahlung für einheimische Beschäftigte gegenüber Wanderarbeitenden vor. Das Fehlen strenger Gesetze gegen den Missbrauch von Beschäftigten oder unzureichende strafrechtliche Sanktionen kann zu einer mangelnden Abschreckungswirkung führen.
  • Schlechte Anwendung der Arbeitsgesetze aufgrund unzureichender Ausbildung, mangelnder Kapazitäten der Arbeitsaufsichtsbehörden oder eines hohen Maßes an Korruption.
  • Hohe Armut und Arbeitslosigkeit, geringer sozialer Schutz und große Ungleichheit innerhalb eines Landes oder einer Region stellen weitere Risikofaktoren dar, insbesondere wenn ein großer Anteil der Beschäftigten in der informellen Wirtschaft tätig ist. Wo es an staatlicher Unterstützung oder formellen Verträgen mangelt, in denen die Rechte am Arbeitsplatz verankert sind, sind Beschäftigte stärker von schlechten Arbeitsbedingungen bedroht. Dies kann auch Rassismus, Fremdenfeindlichkeit oder eine andere Art der Diskriminierung von Wanderarbeitenden hervorrufen, da sie als unerwünscht oder als zunehmende Konkurrenz um Ressourcen und Arbeitsplätze angesehen werden.
  • Niedrige Löhne und lange Arbeitszeiten können Wanderarbeitende dazu zwingen, gefährliche Tätigkeiten zu verrichten oder übermäßig viel zu arbeiten. Überlange Arbeitszeiten und Löhne unter dem gesetzlichen Mindestlohn können zu Armut führen (siehe die Kernthemen Existenzsichernde Löhne und Faire Arbeitszeiten). Insbesondere wenn Wanderarbeitende Geld in ihre Heimatländer überweisen müssen, kann es vorkommen, dass sie extreme Arbeitszeiten oder Überstunden in Kauf nehmen, um ausreichend Geld zu verdienen.
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