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Nestlé

Abhilfe und Wiedergutmachung für Kinderarbeit in der Kakaolieferkette –

Im September 2015 veröffentlichte die Fair Labor Association (FLA) einen Bericht über Kinderarbeit in den Kakaolieferketten von Nestlé. Bei einem vom September bis Dezember 2014 durchgeführten Audit stellte die FLA fest, dass in 17 der 260 besuchten Plantagen in Côte d’Ivoire 25 Beschäftigte unter 15 Jahren waren. (Dies ist ein Verstoß gegen den FLA-Verhaltenskodex für den Arbeitsplatz, obwohl das gesetzliche Mindestarbeitsalter in der Republik Côte d’Ivoire bei 14 Jahren liegt.)

Um die strukturellen Probleme in der Kakaolieferkette zu verbessern, tat sich Nestlé – ein multinationaler Nahrungsmittel- und Getränkekonzern – mit der International Cocoa Initiative (ICI) zusammen, um das „Child Labor Monitoring and Remediation System (CLMRS)“ zu implementieren, und verpflichtete sich dazu, seine Ergebnisse in Form von Tackling Child Labour-Berichten zu veröffentlichen. Das CLMRS in Côte d’Ivoire wurde später in Ghana repliziert.

Das CLMRS umfasst einen 6-stufigen Prozess, der mit Hausbesuchen von sogenannten Community Liaison People (CLP – dt.: Ansprechperson der lokalen Gemeinschaft) beginnt, um das Bewusstsein für Kinderarbeit zu schärfen (Schritt 1) und Befragungen durchzuführen, um Kinder, die gefährlicher Arbeit ausgesetzt sein könnten, zu identifizieren (Schritt 2). Die identifizierten Fälle von Kinderarbeit werden dann in eine Datenbank eingegeben (Schritt 3) und die Situation wird zwischen der Familie und der Ansprechperson besprochen, die ihnen dabei erklärt, was die Kinder nicht tun dürfen und warum (Schritt 4). Anschließend wird dem Kind, der Familie oder der Gemeinde Hilfe angeboten, und die Familie wird regelmäßig besucht, um sich zu vergewissern, dass das Kind diese gefährliche Arbeit nicht mehr ausübt (Schritt 5). Schließlich wird die Gesamtwirksamkeit der Maßnahmen anhand quantitativer Kennzahlen gemessen (Schritt 6), d. h. wie viele Kinder konnten vor Kinderarbeit bewahrt werden oder müssen keine gefährlichen Arbeiten mehr verrichten.

Im Rahmen des Sorgfaltszyklus 2018-2019 führten die FLA und Nestlé eine detaillierte Bewertung der Auswirkungen des CLMRS von Nestlé durch. Die FLA kam zu dem Schluss, dass sich die Wissenslücke in Bezug auf die gesetzlichen Vorschriften für leichte und gefährliche Arbeit unter den Bäuer:innen deutlich geschlossen hat; mehr Kinder besuchen Schulen und weniger Kinder sind in die Kakaoproduktion eingebunden. Nestlé berichtete, dass seit der Einführung des CMLRS mehr als 18.000 Kinder in gefährlicher Arbeit identifiziert wurden. Mehr als 50 % dieser Kinder wurden bei Nachfolgebesuchen erfolgreich aus gefährlichen Arbeitsverhältnissen herausgeholt und erhielten Unterstützung beim Zugang zu hochwertiger Bildung.

Disclaimer

Die Praxisbeispiele nehmen keine Bewertung vor, ob die dargestellten Maßnahmen den Anforderungen der UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte (UNGPs), des Nationalen Aktionsplans Wirtschaft und Menschenrechte (NAP) sowie des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes (LkSG) entsprechen. Ziel ist vielmehr, die Machbarkeit eines menschenrechtlichen Sorgfaltsmanagements zu zeigen und Unternehmen Anregungen für die eigene Umsetzung zu bieten.

Die aufgeführten Praxisbeispiele dienen ausschließlich zu Lernzwecken und stellen keine Unterstützung der einzelnen Unternehmen dar. Sofern nicht anders angegeben, werden keine offiziellen Positionen der Vereinten Nationen oder der deutschen Bundesregierung wiedergegeben.